Genossenschaftliche Identität ungenügend

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Vor fünf Jahren, am  30.11.2016, wurde auf Initiative des Deutschen Raiffeisenverband  e.V. und der Deutschen Schulze-Delitzsch Gesellschaft e.V.,  die „Idee und Praxis der Organisation gemeinsamer Interessen in Genossenschaften“ auf der Repräsentativen UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit eingetragen. igenos, die Interessenvertretung der Genossenschaftsmitglieder, hat einen aktuellen Lagebericht erstellt, der im Februar 2022 dem ICA Weltverband der Genossenschaften vorgestellt wird. genoleaks veröffentlicht hier die ersten Auszüge.

Genossenschaften  leben von Partizipation und  Mitwirkung,  nicht von Mitläufern,  für die eine Mitgliedschaft lediglich eine  Formalität ist.  Wenn, wie festgestellt, mehr als 98%  der  Genossenschaftsmitglieder jegliches Interesse an der Rechtsform  fehlt und die Besonderheiten der Rechtsform nicht wahrgenommen werden, kann von einer genossenschaftlichen Identität nicht gesprochen werden. Genossenschaften sind mehr als nur  eine Rechtsform, die Genossenschaftsidee verkörpert  auch für eine Lebenseinstellung.   Genossenschaftliche Wertschöpfung  ist die  Alternative zur kapitalistisch geprägten Wettbewerbsgesellschaft, sie tragen dazu bei die Fehlakkumulation des Kapitals entgegenzusteuern.

Genossenschaften sind per Definition heute noch Gemeinschaftsunternehmen, die sich im Eigentum ihrer Mitglieder befinden. Genossenschaften sind nicht darauf ausgerichtet  große Gewinne anzuhäufen, sie  haben den Auftrag ihre Mitglieder zu fördern. Aus  diesem Grund sind die  Mitglieder  auch nicht am Vermögenszuwachs ihrer Genossenschaft beteiligt. 

Die in Deutschland  etablierte genossenschaftliche Selbstverwaltungsorganisation wirkt auf den Außenstehenden und im Kontext in der internationalen Genossenschaftslandschaft wie ein Fremdkörper, denn die  Selbstverwaltung durch die Genossenschaftsmitglieder, wurde mit dem „Führerprinzip“ und dem damit verbundenen Herrschaftsanspruch der Genossenschaftsverbände in Frage gestellt. Bei kritischer Betrachtung  hat das Deutsche Genossenschaftswesen mehr Parallelen zum sozialistisch geprägten System Osteuropas,  als zu den durchwegs  fortschrittlich, liberalen Genossenschaftsystem Nord und Südeuropas.